Depressionen
- was sind Depressionen und was kann man dagegen tun?
Häufig quälen depressive Menschen Schlafstörungen, beispielsweise Einschlafstörungen, Durchschlafstörungen oder das Erwachen am frühen Morgen. Dies führt schnell zu einer weiteren psychischen Belastung und zu einer körperlichen Erschöpfung, was wiederum die Stimmung drückt, Energie nimmt und den Antrieb lähmt. Für viele mag es deshalb seltsam klingen, wenn gegen diese Auswirkungen der Entzug des Schlafes empfohlen wird. Oft denken die Patienten, der Arzt habe sie falsch verstanden, wenn er von solch einer Therapie spricht.
Der Schlafentzug, der auch Wachtherapie genannt wird, wurde von den deutschen Psychiatern Schulte und Tölle als Therapie bei depressiven Erkrankungen eingeführt. Sie belegten, daß bei zwischen 60 und 70 % der Patienten, überwiegend bei einer typischen Depression, der Schlafentzug eine deutliche positive Wirkung zeigt.
Normalerweise wird der gesunde Schlaf nach dem Einschlafen immer tiefer. Dabei werden vier Stadien durchlaufen. Die letzte dieser Stadien ist der Tiefschlaf. Danach kommt die erste REM-Phase. Diese Phase zeigt sich unter anderem dadurch, daß während des Schlafes sich die Augen rasch bewegen. Diese Phasen treten pro Nacht vier- bis sechsmal auf. Bei einem depressiven Menschen sind diese Phasen jedoch gestört. Bei manchen stellt sich die erste REM-Phase früher ein, manchmal verschieben sich diese Phasen mehr in die erste Hälfte der Nacht, die Tiefschlafphasen verringern sich oder es kommt zu einem häufigen nächtlichen Erwachen.
Wie kommt es also, daß ein Schlafentzug gerade bei depressiven Menschen eine positive Wirkung entfalten soll? Es gibt Hinweise, daß die Schlafzyklen am Morgen Depressionen verstärken können. Durch den Schlafentzug werden diese Zyklen unterbrochen. Zusätzlich wird die gestörte Regulation des Schlafes günstig beeinflusst.
Wie wird eine
Wachtherapie durchgeführt?
Ein Schlafentzug bedeutet, daß
man eine ganze Nacht nicht schläft und auch den folgenden Tag bis zur gewohnten
Zeit wach bleibt. Dies ist jedoch nicht so einfach. Deshalb wird in Kliniken ein
Schlafentzug in Gruppen durchgeführt. Während der Nacht werden die verschiedensten
Aktivitäten durchgeführt, dies reicht von Spielen bis zu Spaziergängen,
um die Langeweile zu unterdrücken.
Eine weitere Möglichkeit ist
ein partieller Schlafentzug. Da viele Patienten gerade in den Morgenstunden intensive
REM-Phasen haben, wird der Schlaf morgens ziemlich früh abgebrochen.
Ist
ein Schlafentzug auch ambulant durchführbar?
Der Schlafentzug
wird in vielen deutschen Kliniken zur Behandlung einer Depressionen eingesetzt.
Viele Patienten lernen also in einer Klinik die Durchführung des Schlafentzuges
kennen. Wenn sich daraus eine positive Wirkung ergeben hat, spricht also nichts
dagegen, dies auch zu Hause weiter durchzuführen. Allerdings sollten Sie
die ersten Versuche mit Ihrem Psychiater absprechen. Wichtig ist dabei aber, daß
Sie auch zu Hause wirklich die ganze Zeit wach bleiben. Auch nur wenige Minuten
Schlaf können die gesamte Wirkung zunichte machen.
Nebenwirkungen
des Schlafentzuges
Manche Patienten haben bei Schlafentzug manische
Zustände. Bei einer Selbstmordgefahr ist ebenfalls Vorsicht geboten, da durch
den Schlafentzug eine Antriebssteigerung auftreten kann.
Schlafphasen-Verlagerung
Ein großer Nachteil des Schlafentzuges ist der, daß der positive Effekt
normalerweise nur für einen Tag anhält. Man kann aber ja nicht jede
Nacht auf den Schlaf verzichten, selbst wenn die Depression noch so tief und schlimm
ist. Eine Verlagerung der Schlafphasen nach einem Schlafentzug kann diesen Effekt
jedoch stabilisieren.
Durchführung einer
Schlafphasen-Verlagerung
Nach ein bis zwei normalen Nächten findet
ein Schlafentzug statt. Am darauf folgenden Tag schläft der Patient dann
von 16:00 Uhr bis um Mitternacht. An den folgenden Tagen schläft der Patient
dann immer eine Stunde später, bis schließlich die normale Einschlafzeit
wiedererreicht worden ist.